UNSER WISSEN, WAS CHRONISCHE SCHMERZEN VERURSACHT, ENTWICKELT SICH WEITER
Bei Verletzungen oder Entzündungen werden eine Reihe biochemischer Mediatoren freigesetzt, darunter Prostaglandine, Zytokine, Chemokine, Neuropeptide und der Nervenwachstumsfaktor (NGF). Bei chronischen muskuloskelettalen Schmerzen durch Arthrose, rheumatoide Arthritis (RA), Tendinitis und chronischen Kreuzschmerzen (CLBP) wurden diese Mediatoren als Hauptursachen für chronische Schmerzen identifiziert.1-4 Diese Mediatoren erhalten die Schmerzsignale der Peripherie aufrecht, was zu einer peripheren und zentralen Sensibilisierung führt und letztendlich zu chronischen Schmerzen beiträgt.1,5-8
CHRONISCHE SCHMERZEN IN ZAHLEN
Obwohl das Ausmaß und die Schwere des Problems klar sind, sind viele Menschen mit den zugrunde liegenden Ursachen chronischer Schmerzen nicht vertraut. Die Forschung hat gezeigt, dass verschiedene biochemische Mediatoren, darunter Prostaglandine, Zytokine (TNF, IL-113, IL-6), Chemokine (CCL2, CXCL1, CXCL5), Wachstumsfaktoren (NGF, BDNF) und Neuropeptide (Substanz P, CGRP) eine Schlüsselrolle in der Schmerzleitung und bei der „Chronifizierung chronischer Schmerzen“ spielen.1-3
BDNF = Brain-derived neurotrophic factor; CCL2=C-C motif chemokine ligand 2; CGRP = Calcitonin-Gene-Related-Peptid; CV = kardiovaskuläre Erkrankung; CXCL = C-X-C motif chemokine ligand; IL = Interleukin; TNF = Tumornekrosefaktor.
Weltweit leidet 1 von 5 Menschen unter mäßigen bis schweren chronischen Schmerzen. Chronische Schmerzen können bedeutende negative Folgen für die Betroffenen haben, unter anderem Schlafstörungen, reduzierte Mobilität und Stimmungsveränderungen wie beispielsweise Depressionen.
Akute und chronische Schmerzen können auf unterschiedlichen Krankheitsmechanismen beruhen.
Bei akuten Schmerzen werden Nozizeptoren – also schmerzvermittelnde Rezeptoren der peripheren Nerven – durch eine Verletzung oder Entzündung aktiviert.
Periphere Nerven senden Schmerzsignale über Ganglien in den dorsalen Nervenwurzeln an das Rückenmark und das zentrale Nervensystem oder kurz ZNS.
Bei akuten Schmerzen enden diese Signale meist, sobald die Schmerzursache beseitigt ist.
Bei chronischen Schmerzen – die also mehr als 3 Monate anhalten – verändert die wiederholte Stimulation dieser sensorischen Nerven mit der Zeit die Verarbeitung der Schmerzsignale.
Dies führt zu einem Krankheitszustand, bei dem das Nervensystem sensibilisiert ist und Schmerzen verstärkt wahrgenommen werden.
Sowohl das periphere als auch das zentrale Nervensystem können für Schmerzsignale sensibilisiert werden.
Als Reaktion auf eine Verletzung oder Entzündung können periphere Nozizeptoren sensibler auf schmerzhafte Reize reagieren.
Dies wird als periphere Sensibilisierung bezeichnet.
Diese sensibilisierten Nozizeptoren senden dann zusätzliche Schmerzsignale an das ZNS.
Dies kann eine Überreizung des ZNS zur Folge haben.
Das führt zu zentraler Sensibilisierung und einem verstärkten Schmerzempfinden.
Eine derartige zentrale Sensibilisierung führt zur Aufrechterhaltung der Schmerzen.
Als Reaktion auf eine Verletzung oder Entzündung setzen Zellen am Ort der Schädigung eine Vielzahl biochemischer Mediatoren frei.
Dazu gehören das Neurotrophin NGF, das Zytokin TNFα, die Interleukine IL-1β und IL-6 und das Prostaglandin E2.
Diese Mediatoren binden an periphere Nozizeptoren. So sensibilisieren sie den Schmerzsignalpfad.
Hält die Schmerzursache länger an, führt die anhaltende Aktivierung der Schmerzbahn zu einer erhöhten Synthese von Glutamat und Neuropeptiden.
Beispiele sind Substanz P, CGRP und BDNF.
Substanz P und CGRP verstärken die Sensibilisierung der sensorischen Nerven in der Peripherie.
Im ZNS können diese 4 Mediatoren durch das primäre afferente Neuron freigesetzt werden.
Sie binden dann an Rezeptoren im Hinterhorn des Rückenmarks.
So tragen sie zur Aktivierung wichtiger intrazellulärer Signalpfade bei, die die zentrale Sensibilisierung auslösen.
NGF oder Nervenwachstumsfaktor spielt bei der Verstärkung von Schmerzsignalen eine wichtige Rolle.
Er sensibilisiert die Neurone des Schmerzsignalpfads und löst eine Überproduktion anderer Schmerz-Botenstoffe aus.
NGF ist im gesamten Körper präsent.
Kommt es zu Verletzungen oder Schmerzzuständen, steigt die NGF-Konzentration.
Bei bestimmten Krankheiten, die mit chronischen Schmerzen in Verbindung stehen, wie Arthrose, rheumatoide Arthritis, Gicht oder chronische Schmerzen der Lendenwirbelsäule, wird ständig zu viel NGF produziert.
Daher kann mehr NGF an die sensorischen Nerven der Peripherie binden.
So nehmen die Schmerzsignale von der Peripherie an das ZNS zu.
Dies trägt zur Sensibilisierung der Nerven sowohl der Peripherie als auch des ZNS bei.
Dies verstärkt und hält chronische Schmerzen aufrecht.
Die Beziehung zwischen der Peripherie und dem ZNS liefert eine wichtige Erkenntnis über chronische Schmerzen: Überhöhte NGF-Werte hier haben Auswirkungen auf die Vorgänge hier.